Ende April 2007 hat Immowelt die Kampagne Genau meine Welt gestartet. Gestern wurde die Fortsetzung angekündigt. Neben Plakaten in 45 Städten, werden auch wieder Anzeigen in Partner-Medien von Immowelt geschaltet. Begleitend zur Print-Kampagne wurden im Internet große Anzeigenkontingente gebucht.
Neben den bereits vorhandenen Motiven sind drei weitere Motive hinzugekommen. Ein neues Wohntyp-Motiv ist die Geschäftsfrau mit Kopftuch und Gesetzbuch in der Hand, die sowohl Selbstbewusstsein als auch Verbundenheit zur eigenen Kultur darstellen soll. Der Text ist in türkische Sprache gehalten. Die türkischsprachigen Anzeigen sollen teilweise in sechs Ballungsräumen geschaltet werden.
so ein blödsinn
Was heißt Blödsinn, der türkische Markt auch hier in Deutschland ist doch gar nicht so klein.
Aber ob der/die Türke/Türkin, der/die dieses Plakat in türkisch benötigt, etwas mit der deutschsprachigen immowelt.de anfangen kann, ist doch die Frage.
Was soll denn der „türkische Markt auch hier in Deutschland“ sein ? Es ist wohl gemeint, daß auf dem deutschen Immobilienmarkt Bevölkerungsgruppen hinsichtlich ihrer Herkunft gezielt mir „Ethno-Marketing“ (so der Fachbegriff) angesprochen werden sollen.
Das mag betriebswirtschaftlich sinnvoll sein oder nicht. Allein, daß man unterstellt, daß sich auch die „Geschäftsfrau“ nicht in der Sprache des Landes (hier: deutsch) äußert, sondern in der Sprache ihrer Eltern (hier: türkisch), fördert ein Phänomen, das auch „Segregation“, „white flight“ oder „Ghettobildung“ bezeichnet wird.
Eine solche Politik zu fördern, ist etwas anderes als Bügeleisen oder Pkw „ethno-gerecht“ anzubieten. Das wäre äquivalent mit einer Anzeige à la „Mieten sie hier ! Hier wohnen nur wenige Ausländer !“ Nicht alles, was kfm. Sinn machen kann (und auf den ersten Blick sogar politisch korrekt wirken mag), sollte man auch umsetzen. 😉
Gibts denn überhaupt eine türkisch-sprachige Version der Immowelt Seite? Wenn nicht wäre die Anzeige ja nicht besonders sinnvoll…
… genau! Was nütz mir in Küçükburun eine Werbung auf deutsch, wenn das Angebot dahinter nur auf türkisch zu lesen ist….
Nun seid mal nicht so negativ, vllt. kommt ja noch was, oder die verlinken netterweise auf ein mehrsprachiges Portal weiter
http://www.reedb.com/index.php?qid=2000667979772&swd=0&lang=fr&q=Solothurn+Immeuble+d%27habitation/+d%27affaires+Achat+Suisse
Ich glaube, daß es da ein Mißverständnis gibt.
Man wird schon noch das Portal-Angebot auf deutsch präsentieren aber die „kulturelle Ansprache“ erfolgt auf türkisch. So wie schon 2005 der zur Wahl stehende US-Präsident Bush Wahlreden auf Spanisch gehalten hat.
Die „Elemente der Parallelgesellschaft“: das „Türkisch-Sprechen“ zu hause, der Verzicht auf klassisch-traditionelle Emanzipation (Kopftuch) deuten auf ein Werben mit Inhalten, die man eigentlich nicht gutheißen sollte.
Also ich find‘ das gut. Das Gros der türkischen Bevölkerung in D spricht eh Deutsch. _Mindestens_ so gut, daß Begriffe wie „Miete“, „Zimmeranzahl“, Kaufpreis“, etc.pp. verstanden werden. Da muß man ja nicht gleich das komplette Portal übersetzen. Hier geht’s ja auch gar nicht darum. Also das Portal mehrsprachig zu machen. Hier geht’s um ZG-Marketing. Und das ist gut gelungen. Weckt Sympathien. IMHO.
In diesem Zusammenhang fällt mir immer das hier ein:
http://www.youtube.com/watch?v=A_Rx2c7WIHU
@extrememakeling, ich habe mir sagen lassen, daß in Hamburg einer *Maklerstrukturreform* bevorsteht, nach der alle Immobilienmakler Hamburgs sechs Jahre lang gemeinsam in großen Gebäuden untergebracht werden.
Danach werden sie auf Stadtteilbüros verteilt. Einige wenige dürfen in Einzel-Büros arbeiten – allerdings entscheidet darüber das Urteil einer Fachkommission. Es soll eine Initiative („Wir wollen makeln „) geben, um diese Reform zu verhindern. Hungerstreiks sind zu erwarten !
Darüberhinaus betoniert das „Zielgruppen-Marketing“ die Segregationsbewegungen. Interessant finde ich auch, daß archteypische, reaktionäre Symbole wie das „Kopftuch“ auch bei @inga keine Proteste hervorruft.
Im Prinzip richtig , Herr Herold. Allerdings wurde die Segregation zugunsten einer Rotation abgeschafft. Jeder soll schließlich einmal die Chance erhalten in problematischen Stadtteilen wie der Veddel zu arbeiten oder hautnah die Maikrawalle an der roten Flora miterleben zu dürfen. Einzelbüros wird es nicht mehr geben. Wir (ich bin Mitglied des Vorstandes der Findungskommission ) präferieren fussläufig mobil missionierende Zwei-Mann/Frau-Team’s, ähnlich dem Prinzip der „Zeugen Jehovas“.
„Interessant finde ich auch, daß archteypische, reaktionäre Symbole wie das “Kopftuch” auch bei @inga keine Proteste hervorruft.“
Das tun auch Frauen mit langen Haaren nicht. Oder Frauen in Hosen. Kopftücher sind nicht immer Zwangsmaßnahme. Gibt auch Musliminnen, die es gerne tragen. Wie Katholiken ihr Kreuz.
Ich find’s äußerst problematisch , dass ein Unternehmen mit solcher Symbolik patriarchalischer Repression wirbt.
@Ralf, exakt.
.. und wie schaut’s aus mit Waschmittelwerbung, in denen nur Frauen mitwirken?
Ist jemandem der Titel des gelben Buches bekannt? Kann ich leider nicht erkennen.
Und wie soll man den Boxhandschuh verstehen? 😉
irgendwie sieht es so aus, als ob man bei der Immowelt nach jedem noch so kleinen Zweig greift um sich aus der doch recht „veränderten“ Marktposition zu ziehen. Ich sehe da eine gewisse Verzweiflung, welche eine – aus meiner Sicht – gewisse Geschmacklosigkeit hervorruft. Aber darüber könnte man lange und sinnlos philosophieren oder spekulieren ,-)
Im RBB gab es einen Bericht zu Ethno-Marketing (wenn man genau hinschaut findet sich auch kurz das Immowelt-Motiv).
Zeitdiebe. Immowelt penetriert die Republik mal wieder „2 Monate Gratis“-Lockmails. Liest man weiter ist es dann ein ganz normaler 12.Monatsvertrag der einem da angedient werden soll. Warum schreiben die ehrlich „die erst 2 Monate gratis“. Haben die das nötig so zu werben? Zeitdiebe.
(Herr Mehr? Sind Sie im Urlaub oder bei der Klausur?) 🙂
„Herr Mehr? Sind Sie im Urlaub oder bei der Klausur?“
Liefert Thailand aus ? 😉
Im übrigen ist die Immowelt-Kampgane deshalb bersonders „bemerksnwert“, da wohl mal eine Aktion mit vertragsfreien(!) *2 Monate kostenlos* lief.
ich denke es ist schon Not, die da so penetrant macht. 2 Monate kostenlos ist teuer, für die Immowelt. Vor allem dann, wenn nachher viel zu wenige „Tester“ kostenpflichtig verlängern. Mal sehen was als nächstes kommt.
Also, ich finde die Werbung von immowelt doch sehr archetypisch. Die klischeehafte Symbolik der Werbung ist nicht mehr zu schlagen. Das Klischeebild aus den Medien wird voll aufgegriffen. Was ins Auge springt ist das Kopftuch, der kleine Teppich (Gebetsteppich?), türkisches Touri-Schachspiel und das Grundgesetz. Ach ja und die Boxhandschuhe! Was mir besonders aufstößt ist das Grundgesetz. Was hat das denn mit Wohnungssuche zu tun. Hier geht es wohl eher um das Symbol „ich bin eine staattreue Muslimin“. Weiterhin das türkische Touri-Schachspiel. Dies entspricht wohl dem Bild eines Werbers, der die Zielgruppe nur auf seinen zahlreichen Urlaubsreisen her kennt. Und die Boxhandschue sollen wohl auf Fikriye Selen oder auf Susianna Kentekiyan verweisen. Anscheinend wird Boxen hier eng mit der muslimisch-türkischen Zielgruppe verknüpft. Also wirklich zum Kotzen!
Da hätte McCann mal besser Anleitung bei einer Ethnomarketing-Werbeagentur nehmen sollen.
[…] Immowelt-Werbekampagne Genau meine Welt, die auch in 2009 weitergeführt wurde, war laut Immowelt ein voller Erfolg und brachte eine Verdoppelung der gewerblichen Kunden […]
[…] Immowelt will anscheinend nur die jeweilige abgebildete Zielgruppe ansprechen und dementsprechend, alle die nicht abgebildet werden, gar nicht ansprechen. Das ist traurig. Irgendwo habe ich sogar gelesen, dass dieses Motiv zu den „Ethno“ Motiven gehört. Das macht’s noch schlimmer: Dieses Motiv ist nicht Teil der regulären Kampagne, sondern wird als gesonderte Gruppe ausgegeben – grenzt unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger also aus, schlicht indem sie nicht als eine der Zielgruppen geführt werden, sondern als Sonder-Sonder-Sonder-Zielgruppe. Weiterhin: Diese Plakate werden auch nicht überall gezeigt, sondern nur in „Ballungszentren“. Wäre ja auch noch schöner, davon auszugehen, dass diese Plakate überall effektiv sind. Aber nein, immowelt will ja nur diese Zielgruppe mit diesem Motiv ansprechen und zwar da wo sie sich häuft. Sollen doch die Menschen der Zielgruppe die sich wagen nicht in den Ballungszentren zu leben, sonst wohin wenden, wenn sie Immobilien suchen. Es wäre so leicht gewesen, all dieser Kritik zu entgehen, schlicht indem die Individualität und nicht die Zielgruppe im Vordergrund gestanden hätte. […]