Wie bereits angekündigt, kommt hier der erste Teil einer kleinen Serie von Gast-Beiträgen zum Thema Social Media Marketing in der Immobilienwirtschaft. Die Fortsetzungen folgen in den nächsten Wochen.

Daniel Görs, „Kommunikationsberater 2.0“ und Geschäftsführer Eyecansee – Agentur für PR, Marketing, Vertrieb -, über grundlegende Fragen und Fakten rund um den professionellen Einsatz des Web 2.0 durch Immobilienprofis.

„Social Media“ ist längst nicht mehr nur etwas für Technikfreaks (so genannte „Nerds“), sondern bereits in weiten Teilen der Bevölkerung angekommen. Weltweit, in Deutschland – und auch in der Immobilienwirtschaft. So wie vor einem Jahrzehnt die Vision belächelt wurde, dass Immobilien künftig vor allem über das Internet vertrieben werden, so steht mit dem Web 2.0 und seinen „sozialen Medien“ ein neuer Paradigmenwechsel bevor – so zumindest die Meinung vieler (vermeintlicher wie tatsächlicher) „Experten“.

Zwei Videos, die eine gute schnelle Einführung zur „Social Media Revolution“ bieten:

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Keine Frage, dass Social Media ein Hype ohnegleichen ist – aber wie viel Substanz steckt darin? Kann man „die Kirche tatsächlich im Dorf lassen“, wenn laut weltweit führenden Markforschern wie Forrester die Social Media Marketing Budgets in den kommenden fünf Jahren um ein Drittel steigen sollen, sodass im Jahr 2014 satte 3,1 Milliarden Euro allein in Social Media Kampagnen fließen?

Ja, man kann. Denn vor dem Hintergrund der Übertreibungen und der Lobpreisungen der „New Economy“ und dem Platzen der Dotcom-Blase, winken heute viele (zu Recht) ab, wenn selbst ernannte „Social Media Experten“, „Coaches“ oder so genannte „Evangelisten“ ihre farbenfrohen Powerpoints an die Wände der Konferenz- und Seminarräume der Republik projizieren. Das Problem: die guten Ideen und Konzepte sind Legion, nur praxisbewährte Vermarktungs- und Businessmodelle sind Mangelware. Aber es gibt Erfolgsbeispiele, bei denen es sich lohnt, näher hinzusehen – und für sein eigenes (Immobilien-) Unternehmen Bewährtes zu adaptieren.

„Finance 2.0“ und „Social Banking“ sind bereits etabliert: (wann) folgen die Immobilientransaktionen 2.0?

Ein Blick auf das „Social Banking“ und erfolgreiche „Finanzdienstleister 2.0“ wie bspw. die FIDOR Bank AG mit ihrem Claim „Banking mit Freunden!“ oder smava, die Kreditplattform, bei der sich Privatpersonen untereinander Geld leihen, belegen einen Trend, dem sich auch die Immobilienbranche letztlich nur schwer entziehen kann: An die größere Transparenz, den Austausch über und das Ranking von Dienstleistern wie Immobilienmakler, Baufinanzierer und -träger etc. innerhalb des persönlichen Netzwerks oder auf professionellen Plattformen im „Mitmach-Web“ werden sich auch Immobilienexperten gewöhnen (müssen).

Schon heute ist die „Online Reputation“ von Immobilienprofis im Internet mit wenigen Klicks ermittelt. Was denken Sie, was potenzielle Kunden und Interessenten machen, bevor sie einen Makler, Berater oder Verwalter beauftragen? Sie tun das Gleiche, was für Konsumenten beim Produkt- und Preisvergleich oder bei der Hotelsuche im Internet längst Standard ist: sie informieren sich über die avisierten Produkte / Dienstleistungen, sehen sich Bewertungen anderer Personen dazu an und entscheiden sich erst dann. Mit klassischer Werbung lassen sich diese „smart shopper“ nur noch sehr schwer ansprechen – vom Überzeugen wollen wir gar nicht erst sprechen…

Während sich die Immobilienportale und Immobiliennetzwerke in Deutschland noch schwer tun, Social Media in ihren Businessmodellen zu integrieren, ist dies in den USA bspw. Trulia schon sehr gut gelungen.


Während in Deutschland aufgrund der Maklerprovisionierungspraxis insbesondere damit zu rechnen ist, dass viele Social Media Anwendungen im Immobilienbereich in Richtung „Peer-to-Peer“, also von privat an privat entwickelt werden, zeigt das Beispiel „Trulia Adivice“, wie Immobilienprofessionals von Social Software Integrationen auch profitieren können. Denn den Interessenten werden zusätzlich zur Immobiliensuche auch „soziale Mehrwertdienste“ angeboten:

„The best place to start your real estate search. It's an all-in-one real estate site that's jam-packed with the most useful and timely information on homes for sale, apartments for rent, neighborhoods, markets and trends to help you figure out exactly what, where and when to buy. And you can get advice and opinions from local experts on Trulia Voices, your online real estate community.“


Trulia Voices is a community where you can get advice and share your knowledge with local experts.“ Auch werden bspw. Immobilienblogs und Profile von (mit Trulia kooperierenden = zahlenden) Maklern und Immobilienprofis gelistet und promotet.

Die Marktentwicklung der Immobilienportale in Deutschland lässt sicher die These zu, dass „die großen Drei“ entsprechende „Profi-Services“ über kurz oder lang ebenfalls implementieren und vermarkten werden. Wie in meiner Kommunikationsberatungs-Praxis und in Workshops möchte ich auch hier deshalb zu bedenken geben, ob es sich nicht lohnt, die (noch) kostenfreien Social Networks wie Facebook, Twitter, Xing, LinkedIn sowie „Local Based Services“ wie Foursquare und Meine-Stadt im Immobilienmarketing aktiv einzusetzen? Immobilienprofis schaffen so (mit überschaubarem Aufwand, wenn professionell konzipiert und umgesetzt) „Multiple Customer Touch Points“. Auf gut Deutsch: Ihre potenziellen Kunden und Interessenten haben mehr Chancen, über Sie im Web „zu stolpern“. Und da tummeln sich einfach immer mehr Menschen – und da tauschen sie sich über Sie und Ihr Unternehmen, Ihre Marke, Ihre Dienstleistungen und Ihre Produkte aus. Das macht die Kommunikation 2.0 und die „Markenführung“ im Web so schwierig.

ZDF: Zahlen, Daten, Fakten über Social Media

Teile der deutschen Gesamtbevölkerung sind, ebenso wie die Immobilienwirtschaft, noch nicht einmal (ganz) im Internet 1.0 angekommen, wie bspw. die Immostudie der Ludwig-Maximilians Universität und der NOnlineratlas immer noch nachweisen –  trotz steigender Tendenz. Da kann Social Media doch erst recht kein Massenphänomen sein, oder? Schauen wir deshalb auf die Fakten, die für sich sprechen. Im Juli 2010 konnten die Top20 der Social Networks allein in Deutschland folgende eindeutige Besucher (Unique Visitors) verzeichnen:

Laut Google Ad Planner hat Facebook.com im Verlauf der vergangenen 12 Monate 143,2% Nutzer in Deutschland hinzugewonnen; die Besucherzahlen stiegen in Deutschland von 7,40 Mio. auf 18,00 Mio. (!) Aufsteiger in den Top 20 waren außer Facebook nur weitere fünf: Xing, Twitter, LinkedIn, Stayfriends und Jappy (weitere Daten)

Facebook hat in Deutschland die 10 Millionen Nutzergrenze gesprengt und verzeichnet weltweit bereits eine halbe Milliarde User. Damit wäre Facebook nach „seiner Einwohnerzahl“ das drittgrößte Land der Welt … Rein rechnerisch erreicht Facebook beim aktuellen Wachstum eine Milliarde Nutzer im Jahr 2012. Wenn bereits heute rund ein Achtel der Deutschen auf Facebook aktiv ist, liegt es doch auf der Hand, dass sich hier auch viele Umzugswillige, Häuslebauer und -verkäufer sowie viele Immobilienprofis und mögliche Kooperationspartner tummeln, oder? Deshalb werde ich in den nächsten Beiträgen dieser Social Media Immobilienmarketing Serie noch direkt auf Facebook, Xing & LinkedIn, Twitter & Co. und ihre professionelle Nutzung eingehen. Denn während in Deutschland, auch und gerade in der Immobilienwirtschaft, über die Finanzierungs- und Wirtschaftskrise sowie sinkende Kundenzahlen lamentiert wurde, haben sich die Immobilienpros in den USA und dem UK statt dessen lieber Gedanken gemacht, wie man den Trend Social Media für die eigenen (Vermarktungs-) Belange auch professionell einsetzen kann. Sie fragten sich: wie können meine eigenen (Offline-) Stärken adäquat ins Social Web übertragen werden?

Die Antworten und Lösungen fielen ganz unterschiedlich aus. Fotos und Videos eigener Objekte und Projekte werden nicht nur auf der eigenen Homepage und bei den großen Immobilienportalen hochgeladen, sondern auch auf geeigneten Social Networks wie FlickR und YouTube. Exposés, Kataloge und Präsentation stehen bspw. auch auf Scribd zur Verfügung.

Nicht nur Markenbildung via „E-Branding“ wurde forciert, sondern Immobilienanzeigen wurden per Twitter promotet, zur Adressgenerierung, zur Bekanntheitssteigerung und zur Direktansprache genutzt. Schließlich wurden die eigenen Profile auf Business-Networks wie LinkedIn „grundsaniert“ und mit allen wichtigen – und suchmaschinenrelevanten – Informationen ausgestattet. Denn Google und die anderen Suchmaschinen lieben Social Media. Aktive Social Media Accounts können aufgrund ihrer Aktualität und Interaktivität sehr gut gerankt werden. Google erfasst seit Kurzem auch in Deutschland die „Tweets“ und zeigt diese in der Suchergebnisliste binnen Sekunden an. Schneller kann man nicht kommunizieren – und werben. Damit wurde aber dem „Black Hat SEO“ (Suchmaschinenoptimierung mit „unerwünschten Methoden“) und dem „Spamming“ Tor und Tür geöffnet. Das von E-Mails bekannte Spamming ist ein Problem, unter dem heute auch die Twitternutzer leiden, wenn sie unseriöse Direct Messages und @-Replies erhalten. Aber dazu mehr, wenn es um Twittern in der Immobilienbranche geht.

Was sind Ihre Erfahrungen? Ich freue mich über Austausch, Vernetzung, Kritik und Anfragen.

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